St. Fidelis: Profanierung – mit sofortiger Wirkung
Liebe Pfarrgemeinde,
vor zwei Jahren haben wir mit dem Jahres-Pfarrbrief und bei verschiedenen Festlichkeiten des 100-jährigen Bestehens unserer Nebenkirche St. Fidelis gedacht. Dankbar haben wir auf seine seelsorgliche Glanzzeit zurückgeblickt.
Zugleich aber haben wir auch den stillen und deutlichen Gang in eine Spiritualität des Kleinerwerdens beobachtet: die Schließung des Knabenseminars und die Aufhebung des Klosters. Da nach dem Bau der Herz-Marien-Pfarrkirche die Nebenkirche ohne unmittelbaren Gemeindebezug dastand, galt es, Überlegungen künftiger Nutzung anzustellen.
Im Jahr 2021 war nach langer Vorbereitung ein Nutzungsvertrag mit unserer Diözese angedacht, um für die kath. kroatische Gemeinde eine eigene Kirche zur Verfügung stellen zu können. Die Diözese zeigte sich nämlich sehr interessiert, allerdings unter der Bedingung, dass der Bauzustand als unbedenklich einzustufen sei. Um dies festzustellen fand mit dem Bischöflichen Baureferat im November 2022 ein Ortstermin statt. Die schriftliche Antwort kam bereits acht Tage danach mit dem Verweis auf die lange vermuteten Mängel: Brandschutz unzureichend, Kirchendach stark sanierungsbedürftig, Blitzschutzanlage derzeit nicht den Auflagen der Stadt entsprechend, statische Defizite vom Treppenaufgang bis zum Giebelbereich.
Da die Pfarrei derzeit eine umfassende Innenrenovierung der Pfarrkirche sowie eine Teilsanierung des Pfarrsaales (Behebung der brandschutztechnischen Mängel) im Untergeschoss vorbereitet, sind die finanziellen Möglichkeiten der Pfarrei damit bereits ausgeschöpft.
Was also tun mit einer wohl ehrenvollen Nebenkirche, die aber seelsorglich und liturgisch in der Pfarrei nicht mehr genutzt und auch nicht bezahlt werden kann? So hat die Kirchenverwaltung im Jahr 2023 den Beschluss gefasst, beim Bischöflichen Ordinariat die Profanierung der St.-Fidelis-Kirche zu beantragen, um in einem weiteren Schritt einen Verkauf anzubahnen.
Im September kam nun von Generalvikar Dr. Roland Batz die Antwort mit folgendem Wortlaut: „Die Nebenkirche St. Fidelis (Uhlandstraße 19, 93049 Regensburg) wird mit sofortiger Wirkung liturgischem Gebrauch entzogen und profanem Gebrauch gemäß can1222 § 1 CIC zurückgegeben.“ Falls möglich, sollten wir die gottesdienstliche Nutzung mit einer heiligen Messe beschließen.
Im kommenden Jahr, 2024, läuft zudem auch die Bindefrist für das an die Kirche anschließende Studentenwohnheim ab, so dass ab dann an einen Verkauf des gesamten Ensembles gedacht werden kann.
Zurückgehende Zahlen der Katholiken/innen, schwindende finanzielle Mittel lassen heute schmerzliche Schritte deutlich und unausweichlich werden, die ehedem niemand sich zu denken getraut hätte. Alles hat eben seine Zeit! Während die Kirche auf Zusage des Heiligen Geistes Bestand haben wird, läuft für so manche Kirchen-Bauten die Zeit als Gebetshaus ab. Würdigen wir dankbar dieses Vergangene, und gehen wir mutig nach vorne.
Ihr Pfarrer
Heinrich Börner
ESTO FIDELIS USQUE AD MORTEM ET DABO TIBI CORONAM VITAE: APOC 2,10
Sei treu bis in den Tod, und ich werde dir die Krone des Lebens geben.
Bibelzitat über dem Eingang des ehemaligen Studienseminars St. Fidelis, heute Nebengebäude des Goethe-Gymnasiums